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Die 16-Jährige vom LAC Passau verzichtet auf Nominierung als Ersatzfrau für die U20-EM in Tallin

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verließ Annika Just vom LAC Passau am Wochenende Mannheim.

Foto: Brilka

Persönliche Bestzeit in 11,79 Sekunden und damit eine Hundertstel schneller als die Norm über 100 Meter für die U20-Europa-Meisterschaften war sie gerannt – mit einem sehr schlechten Start. Deutschlands Top-Nachwuchsathletinnen rangen bei der Mannheimer Juniorengala um die Tickets für die U20-Europameisterschaften in Tallin (Estland). Spannung pur garantierten die Ausscheidungsrennen über 100 Meter. Nur drei Hundertstel trennten die Sprinterinnen von der viert- bis zur achtbesten Meldezeit. Diese kämpften nicht nur um drei Einzelstartplätze, sondern auch um vier Startplätze in der 4×100-Meter-Staffel plus zwei Ersatzsprinterinnen. Annika Just, mit ihren sechszehn Jahren eine der Jüngsten im U20-Feld, hatte sich zuletzt auf 11,82 Sekunden verbessert. „Ihre“ EM der U18 in Rieti (Italien) ereilte bereits im Frühjahr die Absage wegen der Corona-Pandemie.

Annika Just Foto: Tobias Brilka

Die äußeren Bedingungen waren perfekt in Mannheim, so wie sie Sprinter lieben: 26 Grad, leichter Rückenwind und eine sehr schnelle Tartanbahn. Annika Just kauerte im zweiten von drei Vorläufen im Startblock. Der Starter wartete „ewig“ in der Fertigposition, so die Wahrnehmung der Passauerin. Schon war es passiert, sie hatte gezuckt und kassierte als Verwarnung eine gelbe Karte. Dann das Gleiche nochmal. Wieder zuckte eine Athletin, wieder zückte der Kampfrichter die gelbe Karte. Im dritten Versuch klappte es. „Ich war mit den Nerven schon etwas am Ende, als ich zum dritten Mal im Startblock stand“, kommentierte Annika Just ihren äußerst zögerlichen, verhaltenen Start. Sie stieg in die Luft, stand sofort aufrecht. Und trotzdem reichte es für eine neue persönliche Bestleistung in 11,79 Sekunden. Laut ihrem Trainer Tobias Brilka verlor die Nationalkader-Athletin rund eine Zehntelsekunde gegenüber ihrem sonstigen normalen Start. Sie war nach den Vorläufen die sechstschnellste deutsche Sprinterin. Da außerdem eine Schweizerin schneller war, qualifizierte sie sich nicht für das A-Finale auf den sechs Bahnen. Im B-Finale kam sie gut aus dem Startblock, wurde dann etwas fest und belegte Platz zwei in 11,90 Sekunden. Nach dem A-Finale war sie erneut die sechstschnellste Deutsche. Jetzt kam die Absprache zur Geltung, die zuvor mit dem Bundestrainer getroffen worden war. Sollte sich Just „nur“ als Ersatz für die Staffel qualifizieren, wird sie nicht für die EM nominiert. Die Sechzehnjährige befindet sich im ersten Jahr der U18 und hat in weiteren drei Jahren in der U18 und U20 noch reichlich Gelegenheit, sich für internationale Meisterschaften zu qualifizieren. Bei einer Nominierung wäre am folgenden Wochenende ein Trainingslager in Dortmund angestanden, an zwei weiteren Wochenenden wären wegen der Reise nach Tallin keine Wettkämpfe möglich gewesen. Dorthin reisen jetzt Antonia Dellert (Sprinteam Wetzlar), Holly Okuku (GSV Eintacht Baunatal), Sophie Bleibtreu (TV Wattenscheid), Cheyenne Kuhn (SC Neubrandenburg), Chelsea Kadiri (SC Magdeburg) und Laura Müller (Unterländer LG). Just kann sich voll auf die U18-DM in Rostock konzentrieren, sich optimal darauf vorbereiten und im besten Falle den Traum von einer Medaille realisieren. In Niederbayern ist sie beinahe schon die schnellste Sprinterin „aller Zeiten“. Nur die Abensbergerin Resi Fischer-März war vor 41 Jahren in 11,72 Sekunden sieben Hundertstel schneller als das sechzehnjährige Sprint-As.