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Franziska Schlichting mit Bayerischem Rekord zur Deutschen Vizemeisterschaft

Nur Jugend-Europameisterin kann Kellbergerin stoppen

Franziska Schlichting vom TV Hauzenberg mit 5345 Punkten im Siebenkampf auf Rang 2

Ihre Leistung hat sie selbst überrascht. Franziska Schlichting kann es kaum glauben. © Iris Hensel

 

von Marion Stephan

Strahlende Vizemeisterin im Siebenkampf – Foto: Privat

Leverkusen war der Treffpunkt der besten deutschen Mehrkämpfer/innen der Altersklassen U16, U18 und U20. 34 Mädchen traten in der U18 an, für Franziska Schlichting (im August erst 16 Jahre alt geworden, also der jüngere Jahrgang U18) sollte es der bisher beste Wettkampf Ihres Lebens werden. In Bayern ist sie konkurrenzlos im Mehrkampf, am vergangenen Wochenende zeigte sie was möglich ist, wenn sie von den Gegnerinnen richtig gefordert wird. Mit der sechstbesten Meldeleistung von 5105 Punkten angereist war eine Medaille scheinbar trotzdem zu weit weg. Die letzten Trainingswochen liefen sehr gut, Franziska war aber äußerst nervös vor ihrem ersten nationalen Siebenkampf. Das Wetter meinte es auch nicht gut, wechselhafte Bedingungen mit teilweise strömendem Regen und kräftigen Windböen mussten von allen gemeistert werden.

 

 

 

 

 

© Claus Habermann

Schlichting zeigte sich von all dem völlig unbeeindruckt und startete über die 100m Hürden gleich trotz kräftigem Gegenwind von -1,2m/sek. mit einer neuen persönlichen Bestzeit von 14,02 sek. in den Wettkampf. Das war die zweitbeste Leistung aller Mädels. Gleich im Anschluss segelte ihr 500g Speer ebenfalls so weit wie noch nie auf 33,58m. Ohne große Pause ging es zum Weitsprung. Das Einspringen klappte sehr gut und mit dem ersten Versuch gleich auf tolle 5,90m war die Kellbergerin auch zufrieden. Nachdem sie aber erfahren hatte, dass sie „ohne Brett“ gesprungen war, also 20cm verschenkt waren, wollte Franziska unbedingt mehr, verfiel dabei aber in alte Fehlermuster im Anlauf und konnte sich nicht mehr steigern. Am Ende war es trotzdem der Disziplinsieg und nur 2cm unter PB. Zum Abschluss des ersten Tages standen die 200m auf dem Programm. Wieder mussten die Mädchen mit dem starken Gegenwind von jetzt -1,5m/sek. kämpfen, Schlichting schaffte aber auch hier die beste Zeit aller Mädchen mit 25,49sek. So durfte sie auf Platz drei liegend den Tag zufrieden beenden.

© Claus Habermann

Der nächste Tag startete bereits um 10 Uhr vormittags mit dem Hochsprung wieder im strömendem Regen. Die besten Mädchen hatten hier im Vorfeld schon Bestwerte von 1,70m und darüber erreicht, Franziskas Bestleistung stand bei 1,56m. Wegen dem Wetter wählte Franziska die Anfangshöhe sicherheitshalber schon bei 1,42m. Im Verlauf des Wettkampfes meisterte sie jede Höhe im ersten Versuch, so auch die neue PB von 1,57m. Da sich die Konkurrenz bis dahin auch keine Blöße gab, galt es, die Konzentration weiter hoch zu halten. Und das gelang hervorragend, im dritten Versuch übersprang sie die 1,60m und danach wie im Rausch gleich auch noch 1,63m. Mittlerweile hatte es zu regnen aufgehört und es wurden 1,66m als neue Sprunghöhe aufgelegt. Alle vermeintlich besseren Springerinnen scheiterten überraschend mit ihren drei Versuchen, als letzte stand nur noch Franziska Schlichting im blauen Hauzenberger Trikot an der Anlage. Und an diesem Tag klappte einfach alles, im letzten Versuch überquerte die Athletin mit einer Körpergröße von 1,70m auch diese Höhe und verließ die Sprungmatte als die Beste im ganzen Feld. Nach fünf Disziplinen fand sie sich also tatsächlich auf Platz zwei wieder und anstatt Punkte zu verlieren, holte sie hier wichtige Zähler für das Gesamtergebnis. Die 3kg Kugel landete dann bei 11,35m, das bedeutete auch hier die Einstellung ihrer PB, da die Gegnerinnen bis zu zwei Meter weiter stießen, lag Franziska vor der letzten Disziplin auf Platz vier, aber nur winzige sechs Punkte hinter Platz drei und 40 Punkte hinter Platz zwei. Lediglich die Führende Svea Funck aus Niedersachsen hatte schon einen zu großen Vorsprung herausgearbeitet. Für die abschließenden 800m nahm Franziska dann ihr Herz in beide Hände, nach 500m liefen Svea Funck und Schlichting gemeinsam dem restlichen Feld davon und den Medaillen entgegen. Natürlich ergab sich an diesem Tag für die Hauzenbergerin noch eine neue PB mit 2:26,37min. über die zwei Stadionrunden.

 

v.l. Franziska Schlichting (TV Hauzenberg), Svea Funck (TSV Jahn Walsrohde) und Welisabeth Nawroth (TSV Gomaringen) Foto: BLV

Sofort nach dem Zieleinlauf ging ihr Blick zurück zur Konkurrenz, die noch vor dem Lauf vor ihr platziert war. Wieviel Vorsprung hatte sie? Die Trainer signalisierten ihr aber schnell, dass sie mehr als sechs Sekunden herausgelaufen hatte und damit der Silberplatz endgültig sicher war. So war die Müdigkeit im Körper schnell verflogen und die Freude riesig über eine großartige Leistung mit neuem Landesrekord von 5345 Punkten. Die verdiente Siegerin und amtierende Jugend-Europameisterin Svea Funck vom TV Jahn Walsrode holte 5522 Punkte, Platz drei ging an Elisabeth Nawroth vom TSV Gomaringen mit 5306 Punkten.
Franziskas erster Dank ging an die Hauzenberger Trainer Heidi und Alfred Ebner und Rüdiger Kindermann ebenso an den Stützpunkt Passau mit Tobias Brilka, der das Schnelligkeitstraining und die Hürden verantwortet. Mit ihrer Leistung sollte sie auch die Aufnahme in den Nachwuchskader des deutschen Leichtathletik-Verbandes geschafft haben. Nun steht für die erfolgreiche Athletin, die heuer unter anderem vier Bayerische Meistertitel geholt hat, eine Trainingspause auf dem Programm, bevor es im Oktober wieder mit dem Training losgeht. Und ganz weit am Horizont 2026 winkt eine Europameisterschaft der U18, die in Rieti in Italien ausgetragen wird. Wer weiß, wo die Reise für die talentierte Mehrkämpferin hingehen wird?