Linda Meier stürmt zu Bronze mit bayerischem Rekord bei Jugend-DM
Staffel-Bronze für Passau-Pfarrkirchen – Just, Rothe, Spielbauer und U18-Staffel unter den Top 8
Text: Klaus Hammer-Behringer Fotos: Claus Habermann
Durch ein Wellenbad der Gefühle gingen die Athletinnen und Athleten des LAC Passau bei den deutschen Jugendmeisterschaften in Rostock. Die zehn Nachwuchstalente erlebten an drei Tagen Euphorie, große Freude, Enttäuschung und Tränen. Das LAC-Team brachte aus der Hansestadt zweimal Bronze von Linda Meier und der U20-Staffel der Startgemeinschaft sowie vier Top-8-Platzierungen von Annika Just, Änne Rothe, Maximilian Spielbauer und der männlichen U18-Staffel mit nach Niederbayern zurück.
Das 3.000-Meter-Rennen der hochkarätigen U20-Konkurrenz erfüllte alle Erwartungen. Das Wetter war – wie bei fast allen Laufwettbewerben – optimal, Windstille, 18 Grad am Abend. Mit Kira Weis (KSG Gerlingen), Sofia Benfares (LC Rehlingen) und Linda Meier gingen drei Teilnehmerinnen der letztjährigen U20-WM sowie Adia Budde (TSV Altenholz), die U18-Vizeeuropameisterin über 2.000 Meter Hindernis, an den Start, alle vier vornominiert für die U20-EM in Jerusalem Anfang August. Weis legte los wie die Feuerwehr, im Schlepptau Benfares (3:02 Minuten für den ersten Kilometer).
Meier reihte sich in die zweite Gruppe ein (3:06). Nach zwei Kilometern war eine große Lücke entstanden (6:07 bzw. 6:16). Wer würde in der zweiten Gruppe jetzt die Initiative ergreifen und attackieren? 600 Meter vor dem Ziel spurtete Meier los, legte entfesselt Meter um Meter zwischen sich und ihre Konkurrentinnen. Plötzlich war sie da, die Chance auf Silber. Mit einer 70ger-Schlussrunde flog sie an die zurückgefallene Benfares heran, kämpfte Brust an Brust auf der Zielgerade um Silber. Das Duell endete mit Silber für Benfares und Bronze für Meier. Weis gewann überlegen in 9:06,79 Minuten. Nach Rostock rangieren Weis, Benfares (9:16,64) und Meier (9:17,01) auf den Plätzen drei, fünf und sechs in Europa. Und es gab noch zwei Sahnehäubchen obendrauf für die 19-Jährige aus Aicha vorm Wald. Mit 9:17,01 Minuten löste sie Emma Heckel (LG Telis Regensburg) um eineinhalb Sekunden als bayerische Jugend-Rekordhalterin ab und kürte sich zur schnellsten Niederbayerin über 3.000 Meter. Die Schnellste war bisher Heidi Hutterer (TG Landshut). Sie lief vor 42 Jahren 9:17,96 Minuten.
Die Hochspannung war zum Greifen beim 100-Meter-Finale der U20, einige der Athletinnen bereits mit internationaler Erfahrung. Es ging um Edelmetall und die drei EM-Startplätze bei nasskaltem Wetter und Windstille. Annika Just kauerte neben Chelsea Kadiri (SC Magdeburg), deutsche Vizemeisterin hinter Gina Lückenkemper, im Startblock. Blitzschnell katapultierte sie sich aus dem Block und zeigte – nach kleinen Fehlern in der Beschleunigung – ein exzellentes Rennen in 11,85 Sekunden. U18-Vizeeuropameisterin Kadiri dominierte in 11,54 Sekunden vor Laura Mier (11,73; SC Potsdam) und Nele Jaworski (11,78; VfL Wolfsburg). Sollte allerdings 200-Meter-Spezialistin Jaworski zumindest Dritte über 200 Meter werden und der DLV sie für diese Strecke nominieren, würde ein Platz über 100 Meter frei – für Annika Just, so der DLV. Eine emotionale Achterbahnfahrt begann für die 18-Jährige, die bereits seit dem Vorlauf starke Nerven brauchte. Dieser wurde zurückgeschossen, sie hatte gezuckt. Welche Karte würde der Kampfrichter ziehen? Große Erleichterung, nur die gelbe als Verwarnung, was aber bedeutete, dass Just auch beim geringsten Regelverstoß im Halbfinale und Finale Rot gesehen hätte. Mit 11,89 und 11,85 Sekunden war die Siebte der U18-EM nervenstark in das Finale eingezogen. Die Hiobsbotschaft folgte am Sonntagvormittag. Der DLV bemängelte, dass Just ihre EM-Norm von 11,73 Sekunden bei einem nicht nach World Athletics zertifizierten, angemeldeten Wettkampf erbracht habe, den bayerischen U23-Meisterschaften. Nur dann hätten auch WASA und NADA auf ihn Zugriff gehabt. Der BLV habe dies versäumt. Das Aus für einen Einzelstart in Jerusalem. Das Drama bot am Sonntagnachmittag einen weiteren Akt. Jaworski wurde deutsche Vizemeisterin über die halbe Stadionrunde. Bleibt die Hoffnung von Just auf eine Nominierung für die Staffel. Am Donnerstag verkündet der DLV die Starter für Jerusalem.
Die zweite Bronzemedaille feierte die 4×100-Meter-Staffel der StG Passau-Pfarrkirchen mit Lena Nagelschmid, Maria Anzinger, Franziska Rohmann und Annika Just. In 46,74 Sekunden blieb das Quartett nur 13 Hundertstel über seiner Bestzeit hinter dem Hamburger SV (46,38) und dem SC DHfK Leipzig (46,57). Läuferisch zeigten sich alle vier in Bestform. Ein Fast-Steher beim zweiten Wechsel kostete einige Zehntel. Just brauste als Sechste nach dem letzten Wechsel in einem Sturmlauf zu Bronze. Die U18-Staffel mit Jeremias Menter, Raphael Stewart, Valentin Stelzer und David Kantzog bot als Siebte in 43,82 Sekunden ein solides Rennen. Mehr war nicht drin nach der verletzungsbedingten Trainingspause von Kantzog und einem kurzfristigen Wechsel auf einer Position. Die Bestzeit von 2022 als DM-Vierter in 42,57 Sekunden hätte für Bronze gereicht.
Änne Rothe (U18) präsentierte sich über 2000 Meter Hindernis nach einem zähen Saisonverlauf topfit als Fünfte in 7:01,53 Minuten. Mit einer sehr guten Hindernis- und Wassergrabentechnik steigerte sie sich um zehn Sekunden. Ebenso gut überquerte Maximilian Spielbauer (U20) die achtzehn Hindernisse und fünf Wassergräben, schaffte einen erstklassigen siebten Platz in 6:09,00 Minuten, drei Sekunden schneller als seine bisherige Bestzeit. Das scharfe Anfangstempo kostete ihm „hintenraus“ einige Sekunden. Tagesform und Hindernisüberquerung stimmten nicht bei Marco Voggenreiter (U18).
Er hatte sich deutlich mehr als Platz elf in 6:16,59 Minuten erwartet. Auf einen guten zwölften Rang floppte Sophie Loibl (U18) mit 1,64 Metern bei ihren ersten DM. Nicht ein Einzelrennen konnte Hürdenspezialistin Maria Anzinger (U20) bestreiten. Nach einem klaren Fehlstart im Vorlauf über 100 Meter Hürden zeigte ihr der Kamprichter die rote Karte. Mit einem glänzendem Kurvenlauf rannte Franziska Rohmann (U20) im Vorlauf über 200 Meter zu sehr guten 25,53 Sekunden bei für Sprinter leistungsfeindlichem Wetter. Nicht mehr anknüpfen an seine Form im Mai konnte David Kantzog (U18) nach seinem Muskelfaserriss. Mit 11,25 und 22,84 Sekunden war Schluss nach den Vorläufen über 100 und 200 Meter.